manchmal, wenn mir danach ist oder auch wenn ich denke, dass es jemanden gerade weiterhilft, erzähle ich, wie ich früher war. extrem schüchtern nämlich. ich der schule redete ich maximal mit drei bis vier mir bekannten leuten gleichzeitig - niemals vor der ganzen klasse. das hatte einen gewissen negativen einfluss auf meine noten. in der zweiten klasse unterstufe erzählte meine englisch professorin meiner mutter beim elternsprechtag, dass sie mich ein paar tage zuvor am gang reden gehört hatte und sehr erstaunt war, weil sie zum ersten mal meine stimme hörte. is} wahr, ich denke mir da nicht aus. wenn ich die strasse entlang ging, hatte ich den blick immer hochzentriert zu boden gerichtet um ja nicht irgendjemanden unverhofft ins gesicht schauen zu müssen. ich hätte damals bei "wetten, dass..." auftreten können: wetten, dass ich die strassen wiens an ihrer pflasterung erkennen kann?
ich erzähle das nicht oft - aber jedesmal, wenn ich es doch tue, schaut mich wieder nur jemand sehr ungläubig an und hält mich für eine lügnerin. ich kann auch nicht sagen, wann oder wie sich das geändert hat. tatsächlich bin ich heute kein bisschen schüchtern mehr. beibehalten hatte ich allerdings, dass ich lieber klein beigab, wenn ich irgendwo nicht nett behandelt wurde. also, wenn der kellner im cafe mich ignorierte, stand ich bestenfalls auf und ging wieder. danach ärgerte ich mich, weil vermutlich nicht einmal jemand bemerkt hatte, dass ich überhaupt da war. oder wenn die wurstverkäuferin den grant auf ihr leben an mir ausliess. dann kaufte ich halt stillschweigend meine wurst und ging wieder. und wieder ärgerte ich mich im nachhinein, weil ich nämlich im grossen und ganzen ein sehr netter mensch bin und wirklich nicht finde, dass ich für den niedrigen lohn für wurstverkäufer verantwortlich zu machen bin. aber man trifft ja nicht nur im dienstleistungs-bereich auf solche menschen. auch in der u-bahn, in clubs, auf der strasse, sie warten im supermarkt vor dir in der schlange oder sie unterrichten deine kinder in der schule. und eines abends sass ich dann auf meine balkon und dachte mir, dass ich doch bitte eigentlich meinen mund aufmachen könnte. ich war doch sonst schon lange nicht mehr schüchtern - warum also liess ich mich von lauten menschen, die im unrecht waren dann so einschüchtern? ich hatte doch jedesmal mindestens ein dutzend antworten im kopf - warum fanden die denn nicht den weg hinaus ??
konnte ich meinen standpunkt klarmachen, ohne unhöflich zu werden ? und wollte ich das ? und wenn ja, wie sollte ich es anstellen ?? ich horchte tief in mich hinein und traf dort auf melanie. sozusagen mein böses ich. sie heisst melanie, weil ich nur melanies kenne, die echte bitches sind. deshalb dachte ich, der name passt ganz gut zu ihr. sie sollte immer dann in den vordergrund treten, wenn es nötig war. wenn jemand gemein zu mir war oder mich ungerecht behandelte, sendete ich ein imaginäres badgirl signal und schon war sie da. und das funktionierte ganz hervorragend und funktioniert noch. wobei sie sich manchmal ganz forsch in den mittelpunkt stellte, wenn es wirklich nicht erforderlich war. in wöchentlichen meeting zb platzte sie einmal mit einer meldung heraus, für dich ich mich nachher bei meiner kollegin wirklich richtig entschuldigen musste. aber eigentlich haben wir uns inzwischen ganz gut im griff, wir haben in den letzten jahren viel voneinander gelernt. und heute sind wir nett und zickig, freundlich und arrogant, sehr lieb und gemein, verständnisvoll und ignorant, ein bisschen bittersweet und vor allem missunderstood.
ich erzähle das nicht oft - aber jedesmal, wenn ich es doch tue, schaut mich wieder nur jemand sehr ungläubig an und hält mich für eine lügnerin. ich kann auch nicht sagen, wann oder wie sich das geändert hat. tatsächlich bin ich heute kein bisschen schüchtern mehr. beibehalten hatte ich allerdings, dass ich lieber klein beigab, wenn ich irgendwo nicht nett behandelt wurde. also, wenn der kellner im cafe mich ignorierte, stand ich bestenfalls auf und ging wieder. danach ärgerte ich mich, weil vermutlich nicht einmal jemand bemerkt hatte, dass ich überhaupt da war. oder wenn die wurstverkäuferin den grant auf ihr leben an mir ausliess. dann kaufte ich halt stillschweigend meine wurst und ging wieder. und wieder ärgerte ich mich im nachhinein, weil ich nämlich im grossen und ganzen ein sehr netter mensch bin und wirklich nicht finde, dass ich für den niedrigen lohn für wurstverkäufer verantwortlich zu machen bin. aber man trifft ja nicht nur im dienstleistungs-bereich auf solche menschen. auch in der u-bahn, in clubs, auf der strasse, sie warten im supermarkt vor dir in der schlange oder sie unterrichten deine kinder in der schule. und eines abends sass ich dann auf meine balkon und dachte mir, dass ich doch bitte eigentlich meinen mund aufmachen könnte. ich war doch sonst schon lange nicht mehr schüchtern - warum also liess ich mich von lauten menschen, die im unrecht waren dann so einschüchtern? ich hatte doch jedesmal mindestens ein dutzend antworten im kopf - warum fanden die denn nicht den weg hinaus ??
konnte ich meinen standpunkt klarmachen, ohne unhöflich zu werden ? und wollte ich das ? und wenn ja, wie sollte ich es anstellen ?? ich horchte tief in mich hinein und traf dort auf melanie. sozusagen mein böses ich. sie heisst melanie, weil ich nur melanies kenne, die echte bitches sind. deshalb dachte ich, der name passt ganz gut zu ihr. sie sollte immer dann in den vordergrund treten, wenn es nötig war. wenn jemand gemein zu mir war oder mich ungerecht behandelte, sendete ich ein imaginäres badgirl signal und schon war sie da. und das funktionierte ganz hervorragend und funktioniert noch. wobei sie sich manchmal ganz forsch in den mittelpunkt stellte, wenn es wirklich nicht erforderlich war. in wöchentlichen meeting zb platzte sie einmal mit einer meldung heraus, für dich ich mich nachher bei meiner kollegin wirklich richtig entschuldigen musste. aber eigentlich haben wir uns inzwischen ganz gut im griff, wir haben in den letzten jahren viel voneinander gelernt. und heute sind wir nett und zickig, freundlich und arrogant, sehr lieb und gemein, verständnisvoll und ignorant, ein bisschen bittersweet und vor allem missunderstood.
10. März 2003, Rubrik: something about me
Kratzbürste meinte am 10. Mär, 11:08:
kommt mir bekannt vor
... wenn ich mir das so durchlese. Ich war als kleines Kind nie schüchtern. Aber am Gymnasium bin ich dann in eine Klasse gekommen, die war der reinste Horror. Lauter Zicken! Jedenfalls hat mein Selbstbewußtsein damals einen enormen Knacks bekommen, der heute noch manchmal wieder auftaucht. Kinder sind einfach grausam, und die sagen den anderen Dinge ins Gesicht, die man als Erwachsener lieber für sich behält. Jedenfalls hatte ich auch nur noch einen sehr engen Freundeskreis von 3-4 Leuten, und mit den anderen wollte ich schlichtweg nichts mehr zu tun haben. Referate haßte ich damals (ich mag sie jetzt zwar auch noch nicht, hab' aber kein Problem mehr vor mehreren Leuten zu reden)! Meine Noten waren auch nicht gerade überragend, weswegen mein Dad desöfteren einmal bei irgendwelchen Lehrern in der Sprechstunde war. Wir haben neulich erst wieder darüber geredet, und da hat er mir eben erzählt, daß er auch bei meinem Geschichtslehrer war, der sich beschwert hatte, daß ich nicht mit ihm rede. Mein Dad kam damals nach hause, und meinte nur zu mir: "Mit dem würd' ich auch nicht reden!" *lol*. Das hat mich natürlich bestätigt.Allerdings war das bei mir auch eher eine Trotz-Sache. Wirklich schüchtern war ich nie. Ich bin einfach nur eingeengt worden und hab' dann blockiert.
Richtig aufgeschlossen bin ich eigentlich erst wieder während der Ausbildung geworden, und mein Freund hat mich ordentlich aufgepäppelt. Allerdings vermisse ich noch ein gewisses Pensum an Schlagfertigkeit. Oft sagen Leute (oft Leute von früher, die ich noch nie mochte) irgendwas mieses und mir fällt aber nichts darauf ein. Erst viel später, wenn es eben schon zu spät ist. Und dann denk' ich mir dauernd 'Mensch, das hättest du sagen müssen!'. Ab und zu rutscht mir dann auch mal was verkehrtes raus. Aber ich entschuldige mich dann auch immer. Dann kann es noch so richtig sein, was man gesagt hat, aber es hat keiner mehr einen Grund mir das vorzuhalten. Ich habe mich ja entschuldigt.
Ach ja, alle Bitches, die ich kenne, heißen Karin! *g* Aber von denen will ich gar nichts lernen.
aisha meinte am 10. Mär, 17:03:
hut ab!
find ich toll wie du deine schüchternheit überwunden hast! ich war in der schule auch ein mäuschen, und meine mutter hat am elternsprechtag immer das selbe gehört wie deine. bei mir wurde es erst nach der schule besser. aber manchmal verschlägts mir leider noch immer die sprache und ärger mich im nachhinein irrsinnig über mich - so ne melanie bräucht ich auch; werd mal in mich reinhören.
großstadtneurotikerin meinte am 10. Mär, 17:20:
meine favoriten
melanie , manuela und claudia . kenne keine normale melanie.