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eine sehr gute freundin von mir, und tatsächlich die höchste instanz in sachen ratschläge in meiner welt, sagte einmal in einem gespräch, dass die menschen einfach zu schnell miteinander ins bett gehen. während man vorher die gemeinsame zeit noch dazu nutzt, sich zu unterhalten und sich näher kennen zu lernen, wird später gerne mal darauf verzichtet und die zeit lieber im bett verbracht.

als sie das sagte, wusste ich, dass sie recht hat. gleichzeitig war mir klar, dass das planen des "richtigen zeitpunkts" für mich nicht lebbar ist. ich bin schlecht im planen. nein, ich bin gut im planen und grottenschlecht beim umsetzen meiner pläne. ich lass den dingen gern ihren lauf und ob man nun sechs wochen wartet oder erst nach dem ersten sex nach dem nachnamen des anderen fragt, ist von der situation abhängig und sagt nichts darüber aus, ob die beziehung, wenns denn eine wird, klappen kann oder nicht.

viel wichtiger - und auch nicht ganz unkompliziert - ist es allerdings, die sexuelle anziehung von den anderen gefühlen zu trennen.

ich will gar nicht wissen, wie oft ich dieses heftige kribbeln im bauch hatte und es ganz zweifelsfrei als verliebtheit identifizierte. tatsächlich fand das kribbeln ein bisschen weiter unten statt und strahlte bloss bin in den bauch hinauf.

gleichzeitig bringt sex aber zwei menschen auch auf eine andere ebene des umgangs miteinader. intimer kann man fast nicht sein.

da lernt man einen menschen gerade als person immer besser kennen, kommt drauf, wie wenig man in wahrheit von einander weiss und der sex täuscht einem gleichzeitig eine grosse intimität vor. man war die ganze nacht ganz furchtbar intim, weiss wie der mensch schmeckt und riecht und aussieht, während man sich nackt aneiander reibt und morgens steht man dann in der küche, will ihm eine tasse kaffee ans bett bringen, klopft sich mit den fingerspitzen an die stirn und überlegt, ob er nun seinen kaffee mit einem oder zwei löffel zucker trinkt.

man begibt sich also auf unterschiedliche ebenen des "sich kennens". man ist körperlich auf einer anderen ebene, als man persönlich - also als person - ist.

dazu kommt dann noch die romantik- und alltagsebene. meist gibt es auch da einen beträchtlichen höhenunterschied. am sofa kuscheln, während man sich einen film ansieht, kann man in wahrheit mit vielen menschen. körperliche nähe tut meist gut. aber schafft man auch einen einkauf in einem grossen supermarkt am samstag nachmittag ohne sich zu streiten ? das ist schon weitaus schwieriger.

spannende sache. einerseits darf man ein hohes level auf bestimmten ebenen nicht überschätzen, andererseits darf man sich nicht gleich entmutigen lassen, wenn man sich auf anderen ebenen immer noch im anfänger-übungs-level herumärgert.

offensichtlich muss man für die liebe auch ein bisschen intelligenz mitbringen. nur gefühl ist zu wenig. kein gefühl ist defintiv zu wenig. nur intelligenz geht also auch nicht. zu wenig gefühl kann von mehr intelligenz nicht wettgemacht werden und umgekehrt.

die liebe ist also ein bisschen wie ein cocktail. die zutaten müssen stimmen. man kann anstelle von rum nicht einfach wodka nehmen und an stelle von cola kein wasser. ein schuss mehr von dem einen oder anderen macht nicht gleich den ganzen drink kaputt. aber das mengenverhältnis muss dennoch stimmen. andernfalls ist es zwar immer noch ein drink, aber nicht der cocktail, den man haben wollte.
benni meinte am 15. Mär, 20:40:
Ein Freund von mir,
der anfürsich eher analytischer Lebensart ist, beschreibt "Liebe" ganz einfach so: Liebe ist Befriedigung auf geistlicher und sexueller Ebene. Wenn eines Fehlt, ist es nicht mehr, als eine Freundschaft/Affäre. Ist beides vorhanden, wird Liebe draus.

Naja, im Grunde hat er ja nicht ganz unrecht - aber damit Liebe zustande kommt, fehlt noch einiges... quasi "das gewisse Etwas", oder eben die Zutaten (=Das Schirmchen, die Orangenscheibe oder whatever... ;-) ) 
miss.understood antwortete am 15. Mär, 20:46:
ich glaube,
dein freund macht es sich zu einfach. tatsächlich muss man sich früher oder später von der 24-pro-tag romantik verabschieden. sie gehört zwar auch dazu, aber letztendlich muss eine beziehung auch - oder vor allem - alltagstauglich sein. ich denke, man unterschätzt diesen aspekt.

ich kenen zu viele menschen, die emotional das ganz grosse hollywood kino geben und gleichzeitig bei den kleinen krisen des alltags scheitern.
die alltags-ebene ist quasi das profi level ; ) 
neikie antwortete am 15. Mär, 21:02:
es gibt halt liebe und das, was die meisten menschen dafür halten. und uns begegnet leider meist die zweite, nicht alltagstaugliche, variante. 
benni antwortete am 15. Mär, 21:10:
außerdem
darf man sich fragen, in wie weit man als Jugendlicher schon von einem gemeinsamen Alltag reden kann.
Ich liebe mein einfaches Leben. 
neikie antwortete am 15. Mär, 21:14:
die vorliebe für ein einfaches leben bleibt meist erhalten- und genau das wird später das problem. 
maximus meinte am 15. Mär, 20:51:
so klare gedanken,
über so ein emotionales thema. respekt.
schön zu wissen, daß frauen dieses kribbeln ein bißchen weiter unten auch haben. der unterschied ist nur: bei frauen strahlt es bis in den bauch hinauf und bei männern gleich bis in den kopf. leider. 
engraver meinte am 15. Mär, 21:18:
miss. !!!
in worten: du kannst es halt in worte fassen :) 
fantasia meinte am 15. Mär, 21:55:
super geschrieben ... und sehr wahr
meine lieblingsmischung vom "cocktail":
1/3 freundschaft, 1/3 körperliche anziehung, 1/3 glaube
und irgendwer wird diesen kelch mit mir trinken ...

außerdem sollt ich meine radikaltestmethode, so schnell wie möglich miteinander auf urlaub zu fahren, überdenken ... (ich hasse urlaub, eigentlich) 
silentDAN meinte am 15. Mär, 22:59:
vielen dank. schöne prosa und
gut beobachtet. das gibt hoffnung, das es richtig ist, warten zu können ;) 
engraver meinte am 15. Mär, 23:02:
nach soviel beifall könntest du dich hier ruhig noch mal zeigen? 
hugo.cool meinte am 18. Mär, 11:01:
vodka... pur 
 
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