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weil heute nachmittag die religionszugehörigkeit ein grosses thema hier im büro ist, fiel mir der religionsunterricht in der schule wieder ein. damals war ich noch römisch-katholisch, inzwischen bin ich aus der kirche ausgetreten und sozusagen gottlos. ich bin aber auf der suche nach einem neuen gott und nehme bewerbungen entgegen.

vorhin musste ich aber erstmal an meinen religionslehrer denken. er war furchtbar streng und gross und dick und seine wenige haare hatte er immer ganz streng nach hinten gekämmt. wie mussten die zehn gebote auswendig lernen und er prüfte uns ab und wurde ganz furchtbar böse, weil keiner sie konnte.

und der erstkommunions unterricht war überhaupt ganz schlimm. der fand nicht in der schule statt, sondern in einem kellerraum der kirche. dort war es dunkel und modrig und ... kirchlich. und es war langweilig. ich weiss nicht mehr, was wir dort gehört oder gelernt haben. aber ich kann die langeweile noch in mir spüren. für leben prägende langeweile wurde uns damals in die seele tätowiert.

teil der vorbereitungen für die erstkommunion war auch das beichten. zuerst wurde uns erklärt, warum man beichten sollte und auch, wie so eine beichte abläuft. und dann sollten wir uns unsere sünden auf einen zettel aufschreiben, damit wir sie vor aufregung im beichtstuhl nicht vergessen. man musste vorher auch noch ein sprüchlein aufsagen. an das kann ich mich zwar nicht mehr erinnern, aber ich weiss noch, dass ich nicht verstand, warum ich mir diesen sprüchlein nicht auch aufschreiben durfte. wieso sollte ich das auswendig lernen und mir dafür sachen aufschreiben, die ich doch auswendig wusste, weil ich bei deren ausführung natürlich dabei war ?

die erste beichte war noch lustig, weil es etwas neues war. aber danach folgten weitere zwangsbeichten und die waren langweilig. regelmässig sollten wir unsere sünden aufschreiben, aber man wollte dort auch nicht immer das selbe programm bringen. und gute aber harmlose sünden sind rar, wenn man erst zehn jahre alt ist. heute könnte ich viele zettelchen zu dem thema vollschreiben, aber damals....

deshalb schrieben wir die sünden einfachheitshalber immer vom klassenstreber ab. mit der mathehausübung.

das beste an der erstkommunion war übrigens tatsächlich das kleid. mein kleid war wunderschön und ausserdem drehte mir meine mama meine langen haare zu prinzessinnenlöckchen. ausserdem bekam meine damals beste und heute noch sehr sehr gute freundin während der zeremonie in der kirche nasenbluten. unserer lehrerin drückte ihr, in ermangelung eines nassen tuches, eine blumenvase in den nacken. da stand sie dann vor dem altar, in einem weissen kleid und mit weissen schuhen, hatte eine kerze in der hand, eine hand mit einem taschentuch im gesicht und eine vase mit blumen im nacken. das ganze war eine willkommene abwechselung, weil die ganze show genauso langweilig war wie der vorangegangene unterricht.

littleguy wurde nicht getauft. in der ersten klasse hat er sich entschieden den evangelischen unterricht zu besuchen. der macht ihm viel spass und er besucht auch jetzt, in der neuen schule, freiwillig den religionsunterricht. von mir aus kann er gern alle religionen durchprobieren und sich für eine entscheiden oder aber ohne bekenntnis bleiben.

mein alter religionslehrer unterrichtete übrigens die römisch-katholischen kids in littleguys klasse, weil ich als kind schon in die volksschule gegangen war. als ich zum ersten eltersprechtag kam und am gang unabsichtlich in den pater rannte, musste ich kurz schmunzeln, grüsste brav und während ich auf meine audienz mit den lehrerinnen wartete, schrieb ich schön brav meine sünden auf ein kleines zetterl.
Das.Teil meinte am 8. Apr, 17:51:
sünden erfinden
war wirklich schwer, sehr treffend beschrieben, das wäre heute anders. falsches marketing! die großen messen und das chorsingen fand ich allerdings zauberhaft, die prozessionen und eigentlich alles, was nach der kommunion hinzukam war tatsächlich öde. wenn dann die story noch schlecht ist ... 
akesios meinte am 8. Apr, 18:14:
jaja, reli...
... das war was. ich kann mich zwar nur mehr daran erinnern, dass wir meistens diskutiert haben, wahrscheinlich über gott und die welt, aber am interessantesten waren die lehrer-typen. da war ein verklemmter mit glatze und bart, einer, der jetzt irgendwas wichtiges in der diözese ist und ein ex-priester, der geheiratet hatte und zum diakon degradiert worden war - der war der beste, immerhin hab ich bei ihm ein referat über die keltischen götter gehalten, hab dann einen schwenk in die eso-richtung gewagt und bin beim tarot gelandet (war eigentlich nicht geplant, sozusagen ein freier vortrag). aber immerhin, der professor hat mich dann ersucht, ihm ein packerl tarot-karten zu besorgen *g* (war damals nicht so wie heute, dass man die dinger in jeder buchhandlung kriegt). naja, katholisch bin ich auch nimmer, sondern verehre jetzt die guten alten griechischen götter (soviel zum thema "bewerbungen für eine neue religion" *g*) 
andreas vom spacelog meinte am 8. Apr, 18:26:
bei mir waren sie da fortschrittlicher
beichten gehen war kein zwang, man musste nur wenn man wollte. ansonsten lassen sich meine vorstellungen zum datenschutz wahrscheinlich bis zu meiner damalige faszination für das beichtgeheimnis zurückverfolgen. getauft bin ich auch erst mit sieben geworden, habe mich damals dafür entschieden so nach dem motto "wenns nix bringt wird's nix schaden". daraufhin bin ich bin in die oberstufen von allen relilehrern als verlorener sohn mit besonderer sorgfalt behandelt worden. bis auf einen mit dem ich einen gröberen streit hatte. erstkommunionsunterricht war eigentlich ganz ok, bei der mama eines schulkollegen die ihrerseits mit meiner mama in die schule gegangen ist. kleid bekam ich natürlich keines, aber eine weiße kutte. ansonsten spielt religion eigentlich kein so thema bei mir, meine sinnsuche spielt sich eher wo anders ab.

vorschläge? probier doch mal den belief-o-matic aus, miss. da isser: http://www.beliefnet.com/story/76/story_7665_1.html 
dj.schmido meinte am 8. Apr, 23:03:
ministrant
also lustigerweise hab ich an diese zeiten ganz nette erinnerungen, v.a. jene als ministrant waren schon witzig.
fußball spielen war ohnehin unsere hauptbeschäftigung, der ballhunger prägend für's spätere leben...
und der kirchturm war sowieso unser reich.
die taubenplage war dort oben ziemlich groß, d.h. der taubenkot setzte dem beton in luftiger höhe ganz schön zu. einmal schickte uns der messner zum taubeneier einsammeln und entsorgen hinauf, was wir auch brav befolgten, indem wir diese in richtung der gläubigen, die nach der messe noch ein wenig plauderten, hinunter schmissen.
und vor ostern traten wir ministranten immer in horden auf, wenn's oben am turm ans ratschen ging. als es einmal schneite (auch damals gab's schon schlechtwetter in der karwoche) wurde der darunter liegende hauptplatz samt autobusstation mit schneebällen voll unter beschuss genommen, was der busfahrer nicht so lustig fand und anzeige erstattete. nachdem uns die gendarmen daraufhin da oben besuchen kamen und auf die frage "wer isn do da rädlsführer?" ganz kottan-like "rädlsführer gibts kan" von uns zur antwort bekamen (merke: wir befinden uns in den tiefsten späten siebzigern), landete die causa bei unserem von allen geschätzten pfarrer, also der nächsthöheren instanz. und der durfte dann die suppe für uns auslöffeln, gerade zu ostern, dem höchsten kirchlichen feiertag. das tat uns dann schon leid, denn der war eigentlich ein super bursch. ein lausbub gebliebener erwachsener, der herrlich witze erzählen konnte. einen neuen testete er immer zuerst an unserer reaktion aus, um damit seine zielgruppe festzulegen... 
antejo meinte am 9. Apr, 08:04:
der religionsunterricht
lief eigentlich irgendwie erinnerungslos an mir vorbei. wird wohl nicht sehr interessant gewesen sein, nachdem ihn mein gedächtnis verdrängt hat. aber im gym hatte ich nen religionslehrer der wahrlich ne teufelsaustreibung gebraucht hätte. er wurde zwangsversetzt in eine andere schule, da es sehr viele beschwerden aufgrund seiner unterrichtsmethoden hagelte. 
ferromonte antwortete am 9. Apr, 08:44:
was hatte
er denn für "methoden"? interessiert mich sehr, weil ich solche anektoten sammle ... dringend ... 
antejo antwortete am 9. Apr, 12:49:
@ferro
zb. schaukelnden schülern den stuhl wegziehen mit erfolg. wir landeten immer am fussboden, kleine schmerzrituale bei prüfversagen: haut zwischen zwei finger nehmen und dann verdrehen. 
ferromonte meinte am 9. Apr, 08:55:
von der 5. klasse
an war bei mir damals der relig-unterricht freiwillig, was bedeutete: man konnte sich auch von selbigem abmelden. was ich promt machte. als einziger.
meine eltern wurden vom klassenvorstand befragt, wie das möglich sei. und mein papa, sehr cool, antwortete dem knülch: "wenn sie ihm die teilnahme freistellen und er sich abmeldet und sie wissen wollen warum, müssen sie ihn selber fragen." was er nie gemacht hat.
fein, so hatte ich zwischendurch immer mal ne stunde frei, in der ich lesen, nachdenken, oder spazierengehen konnte (mit andrea, sie war evangelisch).
einmal (sehr viel später) ging ich dann doch aus neugierde mit rein um zu sehen ob sich was geändert hatte. hatte sich nicht. der religionslehrer wollte mich prüfen, sehr zu unserer großen freude, und ich machte gerne mit. der koffer erfasste nicht mal daß ich bisher noch nie mit von der partie war. nachdem dann der obertaschltrager der klasse (er macht für den lehrer die benotungseintragungen: der pimpf saß in der ersten bankreihe und machte auf anweisung des lehreres ein plus oder minus in eine namensliste rein. mein gott walter) dann den befehl erhalten hatte, mir ne schlechte note zu geben, war er in verlegenheit: ich war ja nicht auf der liste. der lehrer fragte mich nach meinem namen und suchte dann selber auf der liste, solange, bis das gelächter der klasse ihn zu stören begann ...
jaja.
und dann konfrontierte ich denselben lehrer mal mit meinen damaligen sinnkrisen. er gab mir ein buch, in dem fliegende möwen in untergehenden sonnen und wolkenhimmel abfotografiert waren und unter diesen bilder bibelzitate standen. vielleicht könne mir das helfen. tat es nicht.
die eine freie stunde war aber eine sehr feine sache:
frei haben und wissen, daß man herr über die eigene lebens-zeit ist, das war schon was. ja! 
questionmark antwortete am 9. Apr, 09:39:
Was mich damals an Reli unheimlich gestört hat, war die beschissene Aufmache der Bücher, Bilder usw.
Den Auftakt machte das Erstkommunionsbild - extrem furchterregend.
Meine Welt war voll von bunten, runden Donalds und Dagoberts und die Relibücher sahen aus als wären sie von ein paar geläuterten Häfnbrüdern illustriert worden.
Eckige Gesichter, beschissene Farben, traurige Gesichter und Metaphern die ich heute als Erwachsener auch nur schwer deuten kann. 
 
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