sie sitzt da, vor dem bildschirm ihres computers, hält ihre teetasse mit beiden händen umklammert. ihre augen blicken traurig aus dem fenster, die ellenbogen hat sie auf die tischplatte gestützt. dann sinkt der kopf nach vorne und sie lehnt ihre stirn an die warme tassenwand, die augen hält sie geschlossen.

ich sitze an meinem platz, ihr gegenüber, und in meiner brust wird gerade ein paket viel zu heftig zusammengeschnürrt. vor ein paar minuten haben wir über ihre situation gesprochen. ich weiss, wie es ihr geht. ich weiss, wie sich das anfühlt. wir wissen beide, dass sie im moment nichts dagegen tun kann. the killer in me, is the killer in you.

vor einiger zeit schrieb ich, dass ich mich umsehen und keine beziehungen sehe, von denen ich behaupten könnte, etwas ähnliches auch haben zu wollen. das machte mich damals ein bisschen traurig, aber seitdem hat die lage sich verschlechtert. ich sehe mich um und was ich sehe, ist entmutigend. was ich sehe, ist ermüdend und was ich sehe ist erbärmlich.

alles scheint nur noch auf aufmerksamkeit ausgerichtet zu sein. auf aufmerksamkeit und den leichtesten weg, diese zu bekommen. seit ein paar tagen sitze ich in meinem büro und bekomme aus meinem umfeld eine ganze handvoll von geschichten mit, die alle die immer gleiche frage aufwerfen: kostet rücksichtnahme extra ?

jetzt sitze ich hier in meinem wohnzimmer, höre ein bisschen musik und denke über die dinge nach, die ich in den letzten tagen gesehen und gehört habe. und ich weiss einfach nicht, warum menschen sich nicht gegenseitig besser behandeln können. ich verstehe nicht, warum man nicht einfach davon ausgehen kann, dass so ein herz nun mal eine sehr leicht zerbrechbare angelegenheit ist und deshalb wie ein rohes ei behandelt werden muss. wie das einzige rohe ei auf der ganzen welt, eben wie ein einzelstück. wie oft kann denn so ein ding zerdeppert werden, bis es kaputt ist ? es gibt geschichten, die es wert sind sein herz zu riskieren. und ich weiss nicht, ob sich da was verschoben hat in den letzten jahren oder ob ich es jetzt erst sehe, aber es erschreckt mich, wie die leute andere kalt lächelnd ins offene messer laufen lassen.

ich weiss nicht, ob das mit der liebe heute überhaupt noch klappen kann. inzwischen sind, glaube ich, alle alleine aufgebrochen, haben sich einfach schon mal alleine auf den weg gemacht. vollgefühlt mit erwartungen, wünschen und vorstellungen losgegangen in richtung beziehung und unterwegs versucht man dann eben noch einen zweiten zu finden, denn alleine macht beziehung - genauso wie verstecken spielen - einfach nicht so viel spass. der zweite ist aber auch schon unterwegs und man trifft sich zwar, aber deshalb beschreitet man noch lange nicht den selben weg und ausserdem hätte dieser ja auch zu zweit beschritten werden sollen. der weg ist das ziel und so.

verwirrende zeit gerade. eine zeit, in der ein simpler und harmloser gute nacht kuss auf die lippen von einem gar nicht simplen und harmlosen kerl prickelnder ist, als sämtliche flirts und one night stands des ganzen sommers zusammen und gleichzeitig, auf einer anderen spur, der glaube an beziehung, der gerade im sumpf versinkt. im sumpf versinkt wie damals artax im supf der traurigkeit. wahrlich eine unendliche geschichte.